Alois & Auguste Stiftung – Fragen an ...

Remote Memory Clinic

Aufkommende Gedächtnisproblemen im Alter werden meistens direkt mit Demenz assoziiert – eine Diagnose, die oft mit Ängsten verbunden ist. Dies ist mit ein Grund, weshalb immer wieder Betroffene ihre kognitiven Probleme nicht abklären lassen. Was oft nicht bekannt ist: Depressionen können ähnliche Symptome wie eine Demenz hervorrufen und eine Abklärung ist von Bedeutung, um eine zeitnahe, wirksame Therapie in die Wege leiten zu können. Die Projektgruppe suchte nach einer Möglichkeit, Menschen mit kognitiven Problemen niederschwellig für eine wohnortsnahe erste Testung des Gedächtnisses zu erreichen.

Mit der fortschreitenden Alterung der Bevölkerung nimmt auch die Zahl der Menschen mit einer demenziellen Erkrankung zu. Dies erfordert innovative Herangehensweisen in der medizinischen Versorgung. Aktuell gibt es über 150’000 Betroffene in der Schweiz. Studien zeigen, dass die Dunkelziffer deutlich höher liegt und mit einer Verdoppelung der Fälle in den nächsten 30 Jahren zu rechnen ist. Das Multiprofessionelle Team der Universitären Psychiatrischen Dienste Bern sieht deshalb in der «Remote Memory Clinic» einen vielversprechenden Lösungsansatz für die Alterspsychiatrie und -psychotherapie im Kanton Bern. Mit ihrem Pilotprojekt wollen sie ein niederschwelliges Angebot zur Ferndiagnostik kognitiver Defizite evaluieren. Dazu soll in dezentralen hausärztlichen Praxen und Apotheken eine videounterstützte neuropsychologische Testung stattfinden. Die getesteten Personen können sich dabei darauf verlassen, dass bei unauffälligen Ergebnissen keine Demenz vorliegt. Im umgekehrten Fall wird eine zusätzliche neuropsychologische Abklärung vor Ort empfohlen. Das Ziel ist, dieses frühzeitige Vorgehen zukünftig in die klinische Routine zu integrieren. Auch soll das Pilotprojekt dazu beitragen, mit einer raschen ersten, niederschwelligen und wohnortsnahen Abklärung, der «Demenzangst» bei Depressionen und dem damit verbundenen Leid entgegenzuwirken.

Zielgruppe des Projekts sind insbesondere Menschen mit kognitiven Defiziten, die einen erschwerten Zugang zu spezialisierten Memory Clinics haben, weil sie beispielsweise immobil sind, unter Ängsten leiden oder in ländlicher Umgebung leben. Im Rahmen des Pilotprojekts soll die Machbarkeit einer videogestützten Ferndiagnostik kognitiver Defizite evaluiert werden. Zu Beginn des Projekts soll in semistrukturierten Interviews die Einstellung beteiligter Personen, also der Mitarbeitenden in Apotheken und hausärztlichen Praxen, die die Testungen begleiten, sowie der älteren Personen mit oder ohne kognitive Beschwerden, hinsichtlich der Anwendung einer videogestützten Ferndiagnostik in Erfahrung gebracht werden. Gleichzeitig werden die Soft- und Hardware für die Testungen angepasst und optimiert. Des Weiteren sollen begleitende Dokumente wie Informationsflyer und Instruktionen sowie Vorlagen für Berichte und für einen Kooperationsvertrag erstellt werden.

Zudem werden die Mitarbeitenden vor Ort in der Anwendung der Software geschult. Ausserdem findet die Abklärung juristischer Aspekte statt, insbesondere bezüglich des Datenschutzes beziehungsweise der Speicherung der Ergebnisse in einer geschützten Cloud-Umgebung und der Lizenzangelegenheiten bezüglich Weiterentwicklungen und weiterer Verbreitung der Software. Daraufhin beginnen die Suche und Testung der Patientinnen und Patienten. Diese können durch Hausärztinnen und Hausärzte für die Testung angemeldet werden. Die Pilotstudie wird unter anderem über einen alterspsychiatrischen Newsletter beworben. Über sechs Monate hinweg sollen die Anwendung evaluiert und Daten zur Zufriedenheit seitens der Patientinnen und Patienten und anderer Beteiligter mit dem Testsystem erhoben werden.

Mit Abschluss des Pilotprojekts werden die erhobenen Daten analysiert und für Präsentationen sowie Publikationen aufbereitet. Sobald die Machbarkeit der videobasierten Ferndiagnostik kognitiver Defizite nachgewiesen ist, planen die Projektorganisationen die dauerhafte Implementierung zunächst in der Memory Clinic Bern sowie als weiterer Schritt in Zusammenarbeit mit weiteren Memory Clinics.

Website des Projekts:
memory-clinic-bern.ch

Kooperationspartner:
Hausärztliche Praxen und Apotheken, die sich für das Pilotprojekt interessieren.

Projektdauer:
2024 bis 2025

Fördergeld:
Im Sinne einer Anschubfinanzierung erhält das Projekt von der Stiftung Alois & Auguste CHF 87’000.

Die Evaluation des Projekts erfolgt durch die beteiligten Projektorganisationen.

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